Allgemeines über Leder
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Sinn & Zweck
Schuhe werden zum grössten Teil aus Leder gefertigt. Das Naturprodukt Leder hat einige
Eigenschaften, die bisher von keinem synthetisch hergestellten Material erreicht wurden.
Es ist...- weich, geschmeidig
- zäh, aber dehnbar
- atmungsaktiv
Unter „atmungsaktiv“ versteht man, dass Leder luft- und wasserdampfdurchlässig ist.
Diese Eigenschaft ist für die Herstellung von Schuhen von besonderer Bedeutung: Sowohl beim Gehen als auch beim Stehen hat der Fuss nämlich eine lebhafte Ausdünstung. Dank Porosität und Atmungsfähigkeit ist es jedoch dem echten Leder möglich, einerseits den Fussschweiß aufzunehmen und andererseits sauerstoffhaltige Luft an den Fuss weiterzuleiten. Der gespeicherte Fussschweiss wird dabei gleichzeitig als Wasserdampf nach Aussen abgegeben. Der Fuss bleibt also trocken und es entsteht ein angenehmes Fussklima, das zu richtiger Hautatmung bzw. Fusspflege führt. Ohne diese Eigenschaften käme es zu schnell ermüdenden brennenden und hiermit kranken Füssen bzw. zur Bildung von Fusspilzen, Bakterien und unangenehmen Gerüchen. -
Rohware
Für die Schuhsohle braucht man vor allem Rindshäute. Zur Herstellung von Oberleder werden hauptsächlich Kalbfelle, Häute von jungen Rindern, Ziegenfelle und Pferdehäute genommen. Das Kalb liefert die schönste Rohware mit der feinsten Struktur und den wenigsten Fehlern. Je älter das Tier, umso dicker die Haut, umso größer das Fasergewebe und umso mehr Fehler weist es auf.
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Gerbung des Leders
Die Gerbung ist ein dauerhafter Konservierungsprozess und wandelt die verderbliche Haut in Leder um. Für die Schuhherstellung muss das fertige Leder folgende wichtige Eigenschaften mitbringen: Es darf im trockenen Zustand nicht brechen, im nassen Zustand nicht mehr faulen und soll biegsam und geschmeidig sein.
Als zentraler Vorgang in der Lederherstellung gibt der Gerbprozess die Grundlage für die guten Ledereingenschaften.
Einige der wichtigsten Gerbverfahren seien hier genannt:
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Die mineralische Gerbung
Die mineralische Gerbung verwendet für den Gerbvorgang in der Hauptsache Chromsalze. Deswegen spricht man allgemein von „Chromgerbung“. Sie wird heute von allen Gerbarten am häufigsten angewandt.
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Die synthetische Gerbung
Die synthetische Gerbung verwendet Chemie-Gerbstoffe. Sie eignet sich in besonderer Weise zur Kombination und Ergänzung anderer Gerbarten und ersetzt weitgehend die schwankende Wirksamkeit der natürlichen Gerbstoffe.
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Die vegetabile Gerbung
Die vegetabile Gerbung verwendet Pflanzen-Gerbstoffe und Baumrinden. Sie wird als langwierige Grubengerbung für Bodenleder eingesetzt oder bei der Mischgerbung auch für Oberleder.
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Die kombinierte Gerbung
Die kombinierte Gerbung vereint die jeweiligen Vorzüge der pflanzlichen und der mineralischen bzw. der synthetischen Gerbung.
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Zurichtung gegerbter Leder
Nach dem Gerbvorgang kommt das Leder in die Zurichtung, wo es durch eine Reihe von Arbeitsvorgängen erst richtig gebrauchsfertig gemacht wird. Dabei ist der spätere Verwendungszweck des Leders entscheidend. Durch das Falzen werden die Unebenheiten der Haut entfernt. Das Narbenschleifen korrigiert die Oberfläche der nicht immer gleichmässigen Haut. Das Stollen erhält dem Leder die Geschmeidigkeit, während das Krispeln die Narbung betont.
Vor allem erhält das Leder die gewünschte Farbzurichtung, die von der transparenten Tönung der Anilinfarbe bis zur voll egalisierten Deckung mit Pigmentfarben geht. Auch kann das Leder von einem tiefmatten Aussehen bis zum leuchtenden Lackglanz zugerichtet oder mit einer naturnahen Reptil-Prägung versehen werden. Die Arbeiten in der Zurichtung einer Lederfabrik hängen also stark ab von dem grossen Einfluss, den die jeweilige Mode auf die Farben und auf die Gestaltung der Lederoberflächen ausübt.
Das Ziel aller Anstrengungen ist aber die Erhaltung der besonderen Qualität und der natürlichen Eigenschaft des Leders.
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Anilinzurichtung
Das Leder wird in ein Farbstoffbad behängt und so eingefärbt. Es werden hierfür meist wasserlösliche Farben (früher: die sog. Anilinfarben) verwendet. Die Färbung geht dann durch alle Lederschichten und das Leder hat durch und durch denselben Farbton.
Die Lederoberfläche wird nicht versiegelt; die Anilinleder sind deshalb meist sehr empfindlich. -
Gedeckte Leder
Die Oberfläche des Leders wird mit einer Schicht von Pigmenten (feine Farbpartikel) überzogen. Damit diese Pigmente an der Oberfläche des Leders haften bleiben, werden sie meist zusammen mit einem Bindemittel (Kunstharz) aufgetragen. Dadurch bekommt das Leder eine zusätzliche Schutzschicht; der Glanz des Glattleders rührt meist ebenfalls daher. Im Gegensatz zu den Anilinledern sind gedeckte Leder nicht durchgefärbt, die Farbpigmente sitzen nur an der Lederoberfläche, die Vorder- und die Rückseite des Leders haben in der Regel unterschiedliche Färbung.
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Lackleder
Diese Art der Zurichtung lässt sich praktisch auf alle Lederarten auftragen und bildet auf der Oberfläche einen geschlossenen, hochglänzenden Film. Heute besteht die Lackzurichtung meist aus einem Polyuhrethan-Zweikomponentensystem.
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Folienleder
Auf das eigentliche Leder, meist Spaltleder, d. h. Leder, von dem die Narbenschicht durch Spalten abgenommen ist, wird eine Kunststoff-Folie aufgebracht.